KONTAKTLINGUISTIK

Sprachmischung und sprachliche Selbstinszenierung im Namibia-Deutschen

Sabine HÄUSLER
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Eine bislang wenig beachtete Varietät des Deutschen ist das Deutsche in Namibia, das seit ca. 100 Jahren vornehmlich vom Afrikaans und in letzter Zeit vom Englischen beeinflusst wurde. Der Kontakt zu diesen beiden germanischen Schwestersprachen geht dabei über die reine Übernahme von Lexemen hinaus und betrifft mittlerweile auch grammatische Konstruktionen. Im Vortrag sollen einige dieser Lehneinflüsse diskutiert werden sowie die Frage, ob es sich beim sogenannten Nam-Släng (eine stark Englisch-geprägte Varietät, die innerhalb der soziolinguistischen Forschung zu Namibia immer wieder genannt wird) um ein sprachwirkliches Phänomen handelt oder um eine inszenierte Jugendsprache.

Sprachkontaktphänomene und Nähesprachlichkeit.
Am Beispiel des jiddischen Kontakteinflusses in der Sprache der Czernowitzer deutsch-jüdischen Presse der 1930er Jahre

Ágota NAGY
Christliche Universität Partium

Das sozio- und kontaktlinguistisch angelegte Referat setzt sich zum Ziel, die Rolle von Kontaktphänomenen aus dem Jiddischen bei der Erzeugung von Nähesprachlichkeit in deutschsprachigen jüdischen Presseprodukten aus Czernowitz der 1930er Jahre zu umreißen. Czernowitz, die Hauptstadt des ehemaligen habsburgischen Kronlandes Bukowina, gilt in der Kultur- und Literaturgeschichte als ein Zentrum deutschsprachiger Kultur. Dabei wird oft vernachlässigt, dass das Jiddische eine ebenfalls wichtige Rolle im Czernowitz der Zwischenkriegszeit gespielt hat. Bei der Volkszählung aus 1930 gaben beispielsweise 80% der Czernowitzer Juden Jiddisch als ihre Muttersprache an. Das kontaktlinguistische Referat geht davon aus, dass das Jiddische im Czernowitz der Zwischenkriegszeit in zahlreichen Domänen des öffentlichen Lebens präsent war und dass Czernowitz, Schauplatz der ersten Jiddischen Sprachkonferenz 1908, in der Zwischenkriegszeit auch zu einem Zentrum jiddischer Kultur wurde. Die untersuchten Kontaktphänomene aus dem Jiddischen werden als lexikalisch-semantische, phraseologische und grammatische Transferenzen konzeptualisiert und typisiert. Es wird der Frage nachgegangen, ob das Merkmal der Nähesprachlichkeit in bestimmen Untertypen von Kontaktphänomenen eine größere Vorkommenshäufigkeit zeigt. Die kontaktlinguistische Analyse soll zu einer differenzierten Erforschung des sprachlichen Profils des multilingualen und multikulturellen Czernowitz der Zwischenkriegszeit beitragen.

Polnisch und Deutsch im Kontakt. Zur Problematik der Linguistic Landscapes am Beispiel von Słubice

Grzegorz LISEK
Universität Hamburg

Soziodemographische und geopolitische Veränderungen beeinflussen die Lage in vielen Ländern, Organisationen und Gemeinschaften. Die sprachliche Vielfalt kann als eine Konsequenz dieser Prozesse verstanden werden. Städte sind häufig von der sprachlichen Vielfalt gekennzeichnet. Die Fachliteratur berichtet sogar von der Superdiversity (vgl. Duarte/Gogolin 2013) – vor allem in Großstädten. Słubice und Frankfurt (Oder) sind keine Großstädte, sie sind aber Grenzstädte. Manche sehen diese Städte als einen gemeinsamen, auch mehrsprachigen Raum und nennen diesen Słubfurt. In meinem Beitrag gehe ich gezielt auf die polnische Stadt Słubice ein. Ich beschäftige mich mit Sprachkontakt nicht im Sinne von dynamischen oder stabilen Kontaktprodukten (vgl. Lehmann 2013), sondern eher aus der Perspektive gesellschaftlicher oder institutioneller Mehrsprachigkeit. Die in der Sprachlandschaft erfassten Sprachen – fixiert in ihrer situativ begrenzten Materialität – werden darüber hinaus in Bezug auf die Grenznähe korreliert.

Verflechtungen zwischen Elitegruppen in einer deutschsprachigen städtischen Gesellschaft (Pressburg) in der frühen Neuzeit

Attila TÓZSA RIGÓ
Universität Miskolc

Der Vortrag behandelt die Verflechtungen zwischen verschiedenen Elitegruppen in einer deutschsprachigen städtischen Gemeinde in der frühen Neuzeit. Die verwandtschaftlichen und geschäftlichen Verbindungen zwischen der Mitglieder der politischen und geschäftlichen Elite bestimmten die Struktur einer städtischen Gesellschaft maßgeblich. Der Vortrag untersucht die Fluktuation und die Kontinuität in der politischen Elite, weiterhin auch die verwandtschaftlichen Netzwerke der Stadt Pressburg in der frühen Neuzeit.