FREMDSPRACHENDIDAKTIK UND FREMDSPRACHENLEHRFORSCHUNG

Sprachstandsbeobachtung im DaF-Unterricht

Věra JANÍKOVÁ

Masaryk Universität Brno

 

Die Entwicklung der kommunikativen Kompetenz gilt seit der sog. kommunikativen Wende als oberstes Lernziel für einen fremdsprachlichen Unterricht. Fremdsprachenlernen wird hier dann als handlungsorientierter Vorgang gesehen, dessen Ziel die Fähigkeit der Lernenden sprachlich angemessen zu handeln, ist. Eine ausschlaggebende Rolle spielt dabei das Konzept der Sprachhandlungen, das in der funktionalen Pragmatik verortet ist. Als Sprachhandlungen werden die sprachlichen Mittel bezeichnet, mit denen Sprachbenutzer ihre Kommunikation vollziehen. Dementsprechend kann man erwarten, dass dieses in diversen curricularen und sprachdidaktischen Dokumenten deklarierte Ziel auch in der unterrichtlichen Praxis verfolgt wird und die kommunikative Kompetenz unter Bezug von Sprachhandlungen entwickelt wird.

Unsere langjährigen Erfahrungen mit dem DaF-Unterricht in der tschechischen Sprachbildung aber zeigen, dass gerade in diesem Bereich die schulische Praxis gewisse Defizite aufweist und dass die Lehrkräfte ein Instrument benötigen, das ihnen helfen sollte, relevante Handlungen und sprachliche Mittel in ihrer Unterrichtsplanung identifizieren und den Grad der Realisierung derselben von Lernenden beobachten zu können.

Ausgehend von dieser Tatsache haben wir uns in einem bilateralen Projekt (Österreich-Tschechien) vorgenommen, ein spezifisches sprachdiagnostisches Instrumentarium in Bezug auf mündliche Kommunikation zu entwickeln. Im Beitrag wird das Projekt kurz vorgestellt und die Erstellungsphase der Bögen zur Beobachtung des Sprachstands mithilfe von relevanten Sprachhandlungen in ausgewählten Szenarien samt der Pilotierung präsentiert. Es handelt sich dabei um den DaF-Unterricht an einem tschechischen Gymnasiun und im DaF-Lehramtsstudium.

 

Zur Effizienz des narrativen Ansatzes im frühen Fremdsprachenunterricht

Mariusz JAKOSZ

Schlesische Universität Katowice

 

Im Rahmen eines mit externen Mitteln finanzierten Forschungsprojektes und unter der Schirmherrschaft des Instituts für Germanistische Philologie der Schlesischen Universität Katowice wurden in drei polnischen Kindergärten und einer polnischen Grundschule Sprachkurse angeboten, in denen Deutsch als Fremdsprache nach den Prinzipien des narrativen Ansatzes gelehrt wurde. Am Projekt nahmen etwa 100 6-jährige Kinder teil. Die experimentellen Sprachkurse wurden von 11 Lehramtsstudenten aus dem Masterstudiengang gehalten. In jeder Kindergruppe betrug der Sprachkurs insgesamt 38 Unterrichtsstunden, währenddessen 5 entsprechend adaptierte und didaktisierte Märchentexte eingesetzt wurden. Sie wurden gezielt nach bestimmten Kriterien (u.a. hohe lexikalische Redundanz, wiederholende Textpassagen, Möglichkeiten der Animation des Inhalts) ausgewählt. Die Arbeit mit einem Text nahm etwa 5 Unterrichtseinheiten in Anspruch. Um die Effizienz der experimentellen Sprachkurse zu ermitteln, wurden die Kinder nach Kursabschluss einzeln getestet. Bei der Auswahl der Messverfahren wurde darauf geachtet, dass die Lösung der Aufgaben stressfrei sein sollte. Der Sprachtest sollte bei den Kindern Neugierde wecken und ihnen Freude bereiten. Die erzielte Lerneffizienz der narrativen Methode bestätigt ihre hohe Wirksamkeit. Schon nach kurzer Lernzeit konnte eine hohe Verstehenskompetenz und vor allem eine starke intrinsische Lernmotivation bei Kindern aufgebaut werden, denn der narrative Ansatz schafft authentische und bei Kindern beliebte Kommunikationssituationen. Dabei erleben Kinder positive Emotionen und sichtliche Lernfreude. Im Beitrag werden genauer die eingesetzte narrative Unterrichtsform dargestellt, Didaktisierungsvorschläge präsentiert sowie die detaillierten Messergebnisse diskutiert.

 

Wieviel Grammatik brauchen zukünftige DeutschlehrerInnen?

Andrea CSAPÓ-HORVÁTH

Széchenyi István Universität

 

In der Geschichte der Fremdsprachendidaktik war der Stellenwert der Grammatik im Unterricht nicht immer unumstritten. Die Lage hat sich bis heute nicht geändert. Da grammatische Strukturen das Gerüst der Sprache bilden, soll(te) man davon ausgehen, dass Grammatikunterricht für die  DaF-LehramtsstudentInnen unentbehrlich ist. Doch stellt sich immer wieder die Frage: wie sollte Grammatikvermittlung erfolgen? Die deutschsprachige Literatur hat ein großes Arsenal  an „grammatischen Gedichten”, die beim Aneignen verschiedener grammatischer Phänomene eine große Hilfe für die zukünftigen DeutschlehrerInnen sein können. Diese Gedichte wecken das Interesse für die Sprache und Kultur Deutschlands, motivieren zum Lernen, regen zum kreativen Schreiben an und berühren einen auch emotional. Im Vortrag wird anhand von Gedichten Rudolf Otto Wiemers demonstriert, inwiefern sie im DaF-Unterricht eingesetzt werden können.

Sprechhemmungen bei multikulturellen Austauschprojekten und ihre Wirkung auf interkulturelles Lernen

Angela SCHMIDT-BERNHARDT – Sylwia ADAMCZAK-KRYSZTOFOWICZ –Victoria STOROZENKO

Philipps-Universität Marburg  – Adam-Mickiewicz Universität Poznan – Philipps-Universität Marburg

 

In multikulturellen Begegnungen von Jugend- und Studierendengruppen kann die sprachliche Verständigung durch Sprechhemmungen beeinträchtigt werden. Diese können u.a. emotionaler, kognitiver oder psychophysiologischer Natur sein. Im Vortrag beleuchten wir die am häufigsten benannten Sprechängste, die zu tatsächlichen Hindernissen im Verstehensprozess werden können. Diese Hemmungen erkundeten wir im Anschluss an eine universitäre Projektwoche in Poznań im Dezember 2016, an der sich Studierende der Philipps-Universität Marburg und der Adam-Mickiewicz Universität Poznań beteiligt haben. Nach der gemeinsamen Erstellung von landeskundlichen Materialien reflektierten die Projektbeteiligten ihre Unsicherheiten in der Kommunikation. Hierzu hat die Projektleitung als Forschungsinstrumente anonym auszufüllende Fragebögen eingesetzt. Ausgewählte Ergebnisse dieser qualitativ orientierten Befragung werden im vorliegenden Vortrag zusammengefasst.

 

Förderung der Selbstevaluation von Lernenden

 

Jana VELIČKOVÁ

Masaryk-Universität Brno

 

Die Selbstevaluation (Selbsteinschätzung) von Lernenden ist ein wichtiges Ziel des Fremdsprachenunterrichts, denn sie trägt wesentlich zur Erhöhung der Motivation der Lernenden bei, sie erzieht die Lernenden zu autonomen Persönlichkeiten und darüber hinaus fördert sie ihre Fähigkeit zum lebenslangen Lernen. Wie können die Lehrkräfte die Selbstevaluation der Lernenden im Unterricht fördern? Der Beitrag präsentiert praxisorientierte Modelle (bzw. Programme), wie sich der Erwerb selbstregulatorischer Fertigkeiten, denen auch die Selbstevaluation angehört, im Unterricht fördern lässt und vor allem wird darauf eingegangen, welchen Prinzipien diese Modelle folgen. Konkret werden das zyklische Trainingsmodell der Selbstregulation von Zimmermann und das vierstufige Modell für die Einführung von Selbstevaluation von Ross und Rolheiser vorgestellt.

 

Spracheinstellungen angehender GrundschullehrerInnen

Réka MISKEI

Eötvös Loránd Universität Budapest

 

In der soziolinguistischen Forschung des deutschen Sprachraumes stellen die Spracheinstellungen als wichtiger Bereich der perzeptuellen Dialektologie eine insbes. in letzter Zeit wichtige Forschungsrichtung dar. Hierbei liegt der Akzent auf der Untersuchung von Wissensbeständen, Wahrnehmungen und Wertungen von Sprechern in Bezug auf Sprache, Sprachvarianten und Sprecher. Spracheinstellungen sind daher mentale Konzepte, die mehrdimensional sind und u.a. durch kognitive und affektive Faktoren beeinflusst werden. Auch Einstellungen von Sprachlernern können und sollen untersucht werden, da sie nach dem aktuellen Forschungsstand einen entscheidenden Einfluss auf den Lernerfolg haben können(vgl. z.B. Rost-Roth 2010).

In meinem Vortrag wird die Aufmerksamkeit auf die Einstellungen/Attitüden von Universitätsstudenten gelenkt. Meine Probanden sind angehende Grundschullehrerinnen mit der Fachrichtung Deutsch als Fremdsprache oder Deutsch als Minderheitensprache. Die Datenerhebung erfolgt anhand eines Fragebogens, der Fragen zu Sprachräumen und Varietäten, bzw. zu ihrer Lokalisierung und ihrer Verteilung beinhaltet. Durch die Fragen werden nicht nur Kenntnisse über die deutsche Sprache der Probanden sondern auch ihre Wertungen im Zusammenhang mit den deutschsprachigen Ländern (DACH) und ihren Sprechern untersucht.

 

 

Reportage in der Bildung von Fremdsprachenlehrenden

Gabriela GORACA-SAWCZYK

Adam-Mickiewicz-Universität

 

In der Didaktik der Fremdsprachen werden Themen besprochen, die von den Studierenden (angehenden Lehrenden) Verständnis und eine tiefgründige Analyse aus vielen Perspektiven verlangen. Reportagen zeigen didaktische Problematik aus verschiedenen Blickwinkeln und geben den Studierenden die Chance, nicht nur wichtige Phänomene aus der Schulpraxis besser zu verstehen, sondern geben auch Impulse zur Diskussion und Reflexion. Im Beitrag versuche ich das Potenzial von Reportagen aufzuzeigen und zum Einsatz dieser Filmgattung in der Bildung der Fremdsprachenlehrenden zu ermuntern.

  

Grammatikvermittlung in modernen DaF-Lehrwerken am Beispiel des Passivs

Katalin PALESITS

Gáspár Károli Reformierte Universität

 

Die Forschungsfrage meiner Arbeit ist, wie Grammatikunterricht lernerzentriert und nützlich sein kann, das heißt inwiefern Grammatikunterricht in modernen Lehrwerken der Vorbereitung auf die Kommunikation dient. Ich habe die Lernstrategien und beinahe 40 Übungen in vier Lehrwerken analysiert. Bei den Lernstrategien habe ich die S.O.S. Strategie hervorgehoben, mit der die Lernenden die neue Regel relativ selbstständig in drei Schritten entdecken können. In dem ersten Schritt sammeln sie die Beispiele (S), dann ordnen sie die gesammelten Beispiele (O) und schließlich systematisieren sie die neue Informationen (S), das heißt sie formulieren die Regel. Mithilfe der Fachliteratur habe ich ein eigenes Evaluationsblatt zur Lehrwerkanalyse erstellt. Die Kriterien des Evaluationsblatts untersuchen in erster Linie inwiefern die Übungen form- bzw. inhaltsorientiert sind, das heißt ob die Übungen nur die grammatische Struktur üben lassen oder den Lernenden die Möglichkeit bieten, die neue Struktur in realistischen Situationen zu üben. Für die Lehrwerkanalyse habe ich vier moderne Lehrwerke gewählt, die für die Niveaustufen A2-B1 geschrieben worden. Diese sind „Start! neu“ (Nemzeti Tankönyvkiadó, 2001) und „Unterwegs neu A“ (Nemzeti Tankönyvkiadó, 2003), „Kekse 3“ (Nemzedékek Tudása Tankönyvkiadó, 2009) und „Kon-takt 2“ (Nemzedékek Tudása Tankönyvkiadó, 2010). Anhand der Ergebnisse habe ich Vorschläge gemacht, mit denen die Aufgaben noch mehr Kriterien des modernen kommunikativen Fremdsprachenunterrichts entsprechen können und dabei als echte kommunikative Übungen durchgeführt werden können. Bei der Untersuchung der Lernstrategien habe ich die S.O.S. Strategie in keinem Lehrwerk mit allen drei Schritten gefunden. Deswegen habe ich eine Übungstypologie erstellt, die die verschiedenen Übungstypen darstellt, die bei den einzelnen Schritten der S.O.S. Strategie verwendet werden können. Die praktischen Ergebnisse meiner Arbeit sind also das Evaluationsblatt für die Lehrwerkanalyse und die Übungstypologie für die S.O.S. Methode. Das Evaluationsblatt kann sowohl für die Analyse der Grammatikvermittlung in anderen Lehrwerken als auch für die Analyse anderer Strukturen verwendet werden. Die Übungstypologie kann die Lehrkräfte dabei helfen, die Entdeckung der grammatischen Regeln mit den fehlenden Schritten zu ergänzen.

Kompetenzentwicklung in den Deutschlehrbüchern.

Erfahrungen einer Lehrbuchexpertin

Gabriella Bikics

Universität Miskolc

 

Auf dem ungarischen Lehrbuchmarkt gibt es ein reiches Angebot an deutschen Lehrwerken. Manche davon sind Werke von deutschen oder ungarischen Autoren, aber viele wurden  von einem internationalen Verfasserteam geschrieben. Die Deutschlehrer und -lehrerinnen können im ungarischen Schulwesen aber nicht nach ihrer freien Wahl Lehrbücher im Unterricht verwenden. Sie müssen die Lehrwerke, die sie in der Schule benutzen möchten, im Sinne der Qualitätssicherung von einer offiziellen Lehrbuchliste auswählen.  Die Verlage sind daran interessiert, ihre Bücher auf die Lehrbuchliste zu setzen und stellen dem Schulamt einen Antrag. Dann wird das neue Lehrwerk nach einem langen Kompetenzenkatalog von Lehrbuchexperten begutachtet. Als Endergebnis bekommt das Lehrwerk  folgende Qualifizierungen: „unterstützt”, abgelehnt” oder „nach  Korrekturen unterstützt”. Wie sieht dieser Kompetenzkatalog aus? Welche Schülerkompetenzen kann und soll ein gutes Lehrwerk im Deutschunterricht entwickeln? Davon berichtet eine Lehrbuchexpertin nach langjährigen Erfahrungen.

 

Herausforderungen der Wissensgesellschaft – Zur Förderung der Textverstehenskompetenz im schulischen Unterricht

Helga Kovács

 

Was für eine Rolle spielen die Texte im schulischen Unterricht? Das Thema des Vortrags ist die interdisziplinäre Förderung des Umgangs mit Texten in unterschiedlichen Kontexten im rezeptiven Bereich. Im Rahmen einer empirischen Untersuchung wird Textverstehenskompetenz in drei verschiedenen Bereichen (im Ungarischen, im Deutschen als Fremdsprache bzw. in der Mathematik) erforscht. Eine wichtige Zielsetzung ist, auf die fachübergreifende Rolle der Leseverstehenskompetenz und die Bedeutung der Zusammenarbeit der Lehrenden verschiedener Fächer hinzuweisen. Die zunehmende Bedeutung von Wissen stellt Gesellschaften vor vielfältige Herausforderungen. Wie kann man als Lehrperson im schulischen Unterricht zur erfolgreichen Bewältigung der Herausforderungen der Wissensgesellschaft beitragen? Warum sollte man einen höheren Stellenwert auf die Zusammenarbeit von Lehrenden setzen? Warum gilt die Textverstehenskompetenz in allen Bereichen des schulischen Unterrichts als eine Schlüsselkompetenz? Auf diese Fragen möchte ich versuchen, mithilfe meiner Untersuchungsergebnisse eine Antwort zu geben.

 

 

Die Rolle der Multi- und Interkulturalität in dem ungarischen Bildungswesen

Judit SIPOS

Széchenyi István Universität

 

Die Teilnahme an der weltweiten Globalisierung und Ungarns ursprüngliche und stetig wachsende nationale und ethnische Heterogenität erfordert im Bildungswesen die Entwicklung von fremdsprachlichen und interkulturellen Kompetenzen. Im Dokument über die Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen des Europäischen Parlaments und Rats wird die interkulturelle Kompetenz unter den empfohlenen acht Schlüsselkompetenzen mehrmals erwähnt. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Thematisierung der Multi- und Interkulturalität im Nationalen Rahmenlehrplan Ungarns, welcher für die allgemeinbildenden Schulen maßgebend ist. Nach der Untersuchung der an die Schülerinnen und Schüler stellten Anforderungen möchte ich die an die Lehrerinnen und Lehrer stellte Anforderungen untersuchen. Nach der Dokumentenanalyse folgt die Präsentation und Auswertung der Fragebögen, die von Maturantinnen und Maturanten ausgefüllt worden sind. Sie wurden darüber befragt, wann, wie oft und im Rahmen welcher Fächer sie dem Multi- und Interkulturellen Themenkreis während ihres Bildungsganges in Ungarn begegnet sind.

 

 

Das verstehende Hören slowakischer Schüler der ausgehenden Sekundarstufe I in der Fremdsprache Deutsch (eine Pilotstudie)

Jana JUHÁSOVÁ

Katholische Universität Ružomberok

 

Der Beitrag setzt sich zum Ziel, Leistungen von Schülerinnen und Schülern in der Fremdsprache Deutsch im Bereich der auditiven Rezeption zu untersuchen. Er stellt die Ergebnisse einer Pilotierung vor, die in fünf Klassen zweier Schulen in Ružomberok (in der Slowakei) stattfand. Die vorliegende Studie ermittelt, welche Hörverstehensleistungen von Lernern der ausgehenden Sekundarstufe I im DaF als zweiter Fremdsprache anhand der Rahmenrichtlinien und des Bildungsstandards verlangt und welche von ihnen aufgrund der Testresultate der eigens erarbeiteten Tests erreicht werden. Um die auditive Rezeption  der Schüler in der Fremdsprache Deutsch möglichst komplex zu untersuchen, wurden den Lernenden Fragebögen vorgelegt, die zusätzlich interne und externe Faktoren des Hörverstehenerwerbs aus ihrer Sicht erörtern.

 

 

Wortschatzarbeit im DaF/DaZ-Unterricht motivierend gestalten

Olga HABER

IQ-Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch

 

Aufgrund der zentralen Bedeutung des Wortschatzes für die Kommunikation nimmt seine Vermittlung einen wichtigen Platz sowohl im Sprachunterricht als auch bei der integrierten Sprachförderung am betrieblichen Lernort ein. Dabei stehen Deutschlehrende und -lernende vor vielen Herausforderungen. Lernende müssen schnell einen Grundwortschatz erwerben, um sich in alltags-, sprachkurs- und arbeitsplatzrelevanten Situationen verständigen zu können. Sie müssen die für Kommunikationssituationen notwendigen lexikalischen Mittel selbständig wählen, Wortbedeutungen erschließen und sie im Gedächtnis verankern können. Zu den Aufgaben von Deutschlehrenden gehört neben der Vermittlung vom allgemeinsprachlichen und berufsbezogenen Wortschatz und auch die Vermittlung von Lernstrategien. Um dies gewährleisten zu können, müssen Lehrkräfte über Methoden der effektiven Wortschatzvermittlung verfügen und die Inhalte des Deutschunterrichts mit denen des Arbeitsalltags verzahnen zu können. In unserem Beitrag gehen wir auf Fragen bezüglich der Auswahl und Semantisierung vom Wortschatz ein und präsenteren eine Reihe von Übungen, die das Trainieren des Wortschatzes und dessen Anwendung in der Sprachpraxis ermöglichen. Des Weiteren werden verschiedene Techniken und Strategien zum Wortschatzlernen präsentiert. Alle Materialien und Konzepte sind auf der Grundlage von Hospitationen im Deutschunterricht mit geflüchteten Jugendlichen entstanden und wurden mit Deutschlehrenden erprobt und evaluiert. Sie sind in einer Handreichung der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch im Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ zusammengefasst, die voraussichtlich im April 2017 erscheinen wird.

 

 

Wie funktioniert die Motivierung zum Deutschlernen?

Petra FUKOVÁ

Masaryk-Universität Brno

 

Tschechien grenzt im Westen und im Süden an deutschsprachige Länder, viele Tschechen reisen in ihrer Freizeit dorthin oder arbeiten und leben sogar dort. In Tschechien bilden die aus den deutschsprachigen Ländern stammenden Firmen den höchsten Anteil an allen Investitionen. Dies könnten schon genügend Gründe für das Deutschlernen der tschechischen Schüler sein. Trotzdem ist die erste Fremdsprache in tschechischen Schulen, zugegebener Maßen wie auch sonst in Europa, fast ausschließlich Englisch. Infolgedessen fehlt bei manchen Schülern die richtige Motivation zum Deutschlernen als zweite Fremdsprache, denn viele scheinen zu glauben, dass sie sich mit Englisch überall verständigen können und deswegen gar keine andere Fremdsprache zu lernen brauchen. Der weit verbreitete Ruf des Deutschen als einer schwierigen und unschönen Sprache kann dies noch bestärken. Außerdem bleiben in der Gesellschaft immer noch einige negative Einstellungen aufgrund der Ereignisse des zweiten Weltkrieges. Unmotivierte Schüler stehen sich selbst jedoch, sozusagen, im Weg, denn die Motivation wird als der bedeutendste Faktor, der für das erfolgreiche Fremdsprachenlernen verantwortlich ist, bezeichnet. Was können also Deutschlehrer tun, um ihre Schüler doch zum Deutschlernen zu motivieren? Im Beitrag wird die Motivierung zum Deutschlernen aus verschiedenen Blickwinkeln, wie z.B. der Fremdsprachenerwerbstheorien, der Motivations- und Motivierungstheorien oder der Neurodidaktik, unter die Lupe genommen.  Das ganze Bild wird durch einige ausgewählte Forschungsergebnisse ergänzt.

 

 

Identitätsförderung durch Literatur – ein ungarndeutsches Studienbuch

Eszter PROPSZT

Universität Szeged

 

Mein Beitrag präsentiert ein Studienbuch, das ich (u.a.) zur literarischen Identitätsförderung zukünftiger Pädagogen der in ihrer Sprache und Identität durch fortschreitende Assimilation gefährdeten Minderheit der Ungarndeutschen entworfen habe: Zum Studium der ungarndeutschen Literatur. Mein Ziel mit dem Verfassen des Studienbuches war, systematisch zu Bedeutungs- und damit Identitätsleistungen der ungarndeutschen Literatur (seit 1973) hinzuführen und Erfahrungen mit dieser Literatur zu fazilitieren. Das Buch versteht sich, wie es ausgeführt werden soll, als exemplarische Verwendung von Theorien, die Literatur als identitätskonstitutiv begreifen und ihre Funktionen auf semiotischer Grundlage beschreiben lassen. Die Denkweise, die das Buch dadurch zu vermitteln bestrebt ist, gewährleistet Identitätswirksamkeit: Die zentralen Kompetenzen, die gefördert werden sollen – so die komplexe und kritische Analyse von Bedeutungskonstrukten, die Identifizierung diverser Be-Deutungs-Kriterien und die Reflexion von diesen, die Integration persönlicher Erfahrungen in begriffliche und wissenschaftliche Systeme, und nicht zuletzt die Reflexion der eigenen Bedeutungskonstruktion sowie die Fähigkeit der Um- oder Neustrukturierung von persönlichen Bedeutungen –, sind alle identitätsrelevant.

 

The use of communication strategies by Hungarian teachers and students        

László KÁRPÁTI

Eszterházy Károly University

 

The current paper examines the notion of communication strategies and their usage within the Hungarian foreign language education system. Our main goal here was to establish and clarify the notion of said strategies and their possible usage in foreign language education, while also presenting its importance within our national context. In addition to the above stated, we conducted a research using an online questionnaire, focusing on Hungarian teachers and students in higher education. Our goal was to reveal the overt or covert knowledge of the two groups regarding foreign language speech fluency and how they avoid the issue of speech disfluency.

We wish to improve the speech fluency of Hungarian foreign language speakers, regardless of the language. We aim to achieve this in order to reduce the backlag many Hungarians suffer from when using a previously learnt foreign language and to improve both our national and international standing in this aspect.

 

 

 

 

Die Rolle der Informationsstruktur beim DaF-Passiverwerb

Anna JAREMKIEWICZ-KWIATKOWSKA

Universität Rzeszów

 

Der Erwerb des Passivs erfasst mehrere Teilbereiche der Grammatik, womit auch die Sprecher/innen und insbesondere die fremdsprachigen Sprecher/innen (darunter auch die polnischen DaF-Lerner/innen) vor eine komplexe Herausforderung gestellt werden. Eine weitere Schwierigkeit wäre hier, dass Passivsätze nur unter bestimmten informationsstrukturellen Vorgaben auftreten können. In der Regel dann, wenn das Subjekt des Passivsatzes (meist Patiens) schon vorerwähnt wurde (given) und das Objekt (meist Agens) neu eingeführt wird (new). Im Hinblick auf den Fremdsprachenerwerb sei in diesem Zusammenhang jedoch zu bemerken, dass sich die Ausdrucksmittel zur Kodierung der Informationsstruktur (IS) zwischen den verschiedenen Sprachen – wie auch zwischen dem Deutschen und Polnischen – nur tendenziell gleichen. D.h. jede Sprachgemeinschaft hat eigene Präferenzen dafür, wie sie den Diskurs strukturiert. Demnach wäre es anzunehmen, dass die DaF-Lerner/innen beim Erkennen von geeigneten informationsstrukturellen Strukturen sowohl beim Verständnis als auch bei der Bildung von Passivsätzen Schwierigkeiten aufweisen. Aber gerade der Faktor der Vorerwähntheit könnte hier eine entscheidende Rolle spielen. Mit anderen Worten: Es sei zu erwarten, dass die Kontexteinflüsse (Diskurskontext) die Prozesse der Sprachproduktion, der Sprachrezeption sowie der Sprachverarbeitung erleichtern. Zusammenfassend soll im Rahmen des vorliegenden Vortrags auf die Besonderheiten des Erwerbs des deutschen Passivs durch polnische DaF-Lerner/innen näher eingegangen werden. Die Rolle der IS beim Erwerb von passivischen Strukturen wird dabei in den Fokus der Erwägungen gestellt.

 

Fremdverstehen und interkulturelle Kompetenz in der Fremdsprachendidaktik

Agnieszka FUS

Universität Rzeszów

 

Fremdsprachenkenntnisse sind  im Zeitalter der Globalisierung nicht nur vorteilhaft, sondern gar unerlässlich. Man muss sich allerdings darüber Rechenschaft ablegen, dass für eine erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit sogar perfekte Sprachkenntnisse bei Weitem nicht ausreichend sind, denn nichts trennt mehr als die Kenntnis einer Sprache, die mit Unkenntnis der kulturellen Standards verbunden ist.  Eine daraus resultierende Herausforderung für die Fremdsprachendidaktik ist daher die gleichzeitige Entwicklung der sprachlichen (kommunikativen) und der interkulturellen Kompetenz, die ein breites Spektrum von Fähigkeiten subsumiert und dem Fremdverstehen zugrunde liegt. Um Missverständnisse zu vermeiden und eventuelle Fehlerquellen (Kommunikationsstörungen) im Gespräch zu erkennen, sind des Weiteren nicht nur Kenntnisse der Kommunikations- und Interaktionsregeln auf verbaler und nonverbaler Ebene, sondern auch ein Gespür für das eigene Selbstverständnis und damit einhergehende Werte und Normen sowie eine Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und den daran anknüpfenden Erwartungen von Angehörigen der gegebenen Kultur unentbehrlich, was in der Fremdsprachendidaktik Widerspiegelung finden soll. Von Belang sind zweifelsohne das Allgemeinwissen um interkulturelle Differenzen und auch ein Verständnis des Kulturphänomens, d.h. der Kulturabhängigkeit, die im Beitrag im Hinblick auf Wahrnehmung, Denken, Einstellungen sowie Verhaltens- und Handlungsweisen diskutiert werden sollen.