DISKURSIVE ZUSAMMENHÄNGE

 

Das Fahnenphrasem Internationale Solidarität in Kollokationen – ein diatopischer und diachroner Vergleich

 

Bettina BOCK – Kristina MANEROVA

Friedrich-Schiller-Universität Jena – Universität Sankt Petersburg

 

Gegenstand des Vortrags sind typische Verwendungen des Fahnenphrasems Internationale Solidarität im Deutschen und im Russischen in den Jahren 1953, 1957, 1973 und 1985. Die Jahre 1953 und 1985 stehen für Machtwechsel in der damaligen Sowjetunion und sind für die damalige DDR Krisenjahre gewesen. 1957 fanden die Weltfestspiele der Jugend in Moskau, 1973 in Ost-Berlin statt. Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, welche Kollokationen in welcher Häufigkeit auftreten und welchen Wandelprozessen sie unterliegen (z.B. wechselt in der DDR der Slogan “Es lebe die internationale Solidarität” zu “Hoch die internationale Solidarität”). Ergänzt wird die Untersuchung durch einen kontrastiven Vergleich der Anwendung in der Sowjetunion und des Gebrauchs in der DDR.

 

Erfolg ist … – Zur diskursiven Aushandlung von Erfolg bei Rappern und ihren Fans

Bettina BOCK – Marie THOMSEN

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Erfolg ist ein zentraler Begriff in Rappertexten. Aber inhaltlich ist der Begriff nicht genau bestimmt. Vielmehr wird der Inhalt in den Texten ausgehandelt, etwa wenn Rapper auf andere Texte zurückgreifen. Dass Erfolg Rache ist, wird z.B. mehrfach angesprochen: „In der Luft“ – Casper (2014), „Rache“ – Ufo361 (2016), „Gegen den Strom“ – Play69 (2016). Die Fans erläutern die mitunter kryptischen Texte und zeigen dabei zugleich, was sie – im konkreten Fall – mit Erfolg und den Aussagen dazu verbinden, z.B. auf der Webseite genius.com: Der Erfolg ist die beste Rache für die Hater, die ihn immer als “Emo” usw. abgestempelt haben und ihm kein können vorwarfen (Kommentar zu „In der Luft“).

         Erfolg und Glück, Erfolg und Geld, Erfolg und Freunde sind weitere Aspekte, die diskutiert werden: Ihr setzt Erfolg über Realness, setzt Cash über Freunde heißt es bei Kool Savas in „Das Urteil“ (2005) und der Kommentar Ihr setzt kommerziellen Erfolg über Glaubwürdigkeit (von den Texten her gesehen; beispielsweise würde niemand Moneyboy glauben, dass er mit Glocks und AKs durch die Straßen rennt) und Freunde. Eko war/ist so geld- und erfolgsgeil, dass er auf Freunde scheißt. (mit zwei „upvotes“) konkretisiert hier, dass es um kommerziellen Erfolg geht.

         Die Untersuchung ist damit zum einen diskurssemantisch ausgerichtet, zum anderen beschäftigt sie sich aber auch mit der Akteursebene.

 

Zur Analyse der Formen des Sprachgebrauchs im politischen Diskurs von Marion Gräfin Dönhoff

Nino GOGELIA

Staatliche Universität Sokhumi

 

Seit es gesellschaftliche Institutionen gibt, die das Miteinander innerhalb einer sozialen Gemeinschaft festlegen, gibt es auch politische Kommunikation, in einem weiteren Sinne auch öffentliche Kommunikation. Historisch betrachtet zeigt sich politische Kommunikation vor allem mündlich, als unmittelbare Kommunikation über politische Themen und Sachverhalte. Man versteht unter “politischer Sprache” als Oberbegriff alle Arten öffentlichen, institutionellen und privaten Sprechens über politische Fragen.

Aus diskurstheoretischer Sicht ist es durchaus möglich, „Sprache der Politik“ als Diskursformation zu betrachten. Man kann sie auch als „politischer Diskurs“ abgrenzen, wenn man von der Annahme ausgeht, dass Diskurse eine Schlüsselrolle für die Gesellschaftsbildung spielen. Der politische Diskurs stellt dank seiner Vielfältigkeit ein weites Forschungsfeld dar, das aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden kann.

Mit vorliegendem Beitrag wird der Versuch unternommen, zwei exemplarische Texte aus dem publizistischen Bereich als Repräsentanztexte zu deklarieren und sie in ihrer Besonderheit nach den Vorstellungen und Kriterien der Diskurslinguistik zu analysieren.  Die Analyse stützt auf die  Erfahrungen und Vorgehen, die es für möglich halten, dass der Einzeltext als exemplarisches  und ausdrucksstarkes Phänomen des Diskurses  untersucht wird, wie z.B. die Annahme von Ulla Fix, für die der diskursive Wert der Einzeltexte von großer Wichtigkeit ist. Als Textmaterial wurden 2 Zeitungsbeiträge von Marion Gräfin Dönhoff gewählt. Es handelt  sich um Kommentare, die eine meinungsbetonte journalistische Textsorte darstellen und derer Funktion ist, aktuelle Ereignisse des Alltags zu bewerten und zu interpretieren. Beide Texte haben zur Zeit ihrer Veröffentlichung große Aufmerksamkeit gefunden. Sie entstammen einer ähnlichen Situation, der des politischen Wahlkampfs. Aus diskurslinguistischer Sicht sind die ausgewählten Texte und ihre Diskurszusammenhänge besonders beachtenswert, weil sie nachhaltige Wirkung auf die Öffentlichkeit ausüben können. Um zu zeigen, warum diese Texte diskurslinguistisch relevant sind, werden in jeder der zwei Analysen exemplarisch einige ihre Kennzeichen auf Wortebene, auf Propositionsebene und auf Textebene, d.h. auf der intratextuellen Ebene nach dem diskurslinguistischen DIMEAN-Modell (vertreten von Warnke/Spitzmüller) analysiert. Die zwei weiteren Ebenen des DIMEAN-Modells, die Akteursebene und transtextuelle Ebene,  unterziehen im Rahmen dieses Beitrags aus Platzgründen  nicht der vollständigen Analyse. Bezüge zur außertextlichen Wirklichkeit werden hergestellt, indem man das, was auf der intratextuellen Ebene beobachtet und untersucht wird, mit der Akteursebene und der transtextuellen Ebene zusammenführt. Auf diese Weise erfährt man, wie diese Texte in das Umfeld des politischen Diskurses eingeordnet werden.

 

 Zur Identifizierung der gruppenspezifischen Weltbilder im deutschen und polnischen Mediendiskurs zu Demonstrationen des Komitees zur Verteidigung der Demokratie (KOD)

Agnieszka GAWEŁ

Jagiellonen-Universität Krakau

 

Die im Rahmen der kognitiven Ethnolinguistik durchgeführten Untersuchungen zum sprachlichen und textuellen Weltbild liefern ein geeignetes Werkzeug zur Analyse der kulturbedingten intersubjektiven Denkmuster, welche die Auswahl von sprachlichen Ausdrucksmitteln in Pressetexten determinieren. Diese kulturbedingten intersubjektiven Denkmuster sind für eine bestimmte Diskursgemeinschaft charakteristisch, die entweder mit der gesamten Nation bzw. sogar der übernationalen Sprachgemeinschaft identisch ist oder ausschließlich eine bestimmte soziale Gruppe innerhalb dieser Sprachgemeinschaft umfasst. Im vorliegenden Text wird der Versuch vorgenommen, gruppenspezifische Weltbilder im deutschen und polnischen Mediendiskurs zu Demonstrationen des Komitees zur Verteidigung der Demokratie (KOD) zu analysieren. Der Schwerpunkt unserer Untersuchungen liegt auf der Identifizierung von Unterschieden zwischen der vertretenen Sichtweise und der Auswahl von sprachlichen Ausdrucksmitteln in Artikeln aus der liberal-konservativen, sozialdemokratischen, sozialistischen und katholischen Tagespresse in Polen und Deutschland.

 

Das bunte Völkergemisch Südungarns – Selbst- und Fremdbilder in der Temesvarer Zeitung (1871 – 1882)

Eszter János

Christliche Universität Partium

 

In der Temesvarer Zeitung erschienen mehrere solcher Artikel, die sich mit der aktuellen politischen Situation und mit der Geschichte der Völker in Südungarn beschäftigen: Im Fokus standen die Ungarn, die Schwaben, die Serben und die Rumänen. Der geplante Vortrag setzt sich zum Ziel, die Artikel der Zeitung, die sich mit den Eigenschaften der Völker Südungarns befassen, zu untersuchen. Der Beitrag geht der Frage nach, ob die in der untersuchten Zeitung erschienenen Berichte über die Völker den am Ende des 19. Jahrhunderts in der Monarchie existierenden Völkerbildern  entsprechen. Die folgenden Fragen sollen beantwortet werden: Welches Volk genoss ein höheres Ansehen? Über welche Völker wurden positive oder negative Vorurteile formuliert? Was motiviert die Art und Weise der Darstellung der jeweiligen Völker und ethnischen Gruppen?

 

Die schlesische Mundart in Krakau – Versuch der graphematischen Analyse einer Willkür des Krakauer Stadtrates aus dem 14. Jahrhundert

Piotr OWSIŃSKI

Jagiellonen-Universität Krakau

 

Im Beitrag wird versucht, die graphematische Analyse einer Willkür des Krakauer Stadtrates aus dem 14. Jahrhundert durchzuführen, indem man die Fragestellung der Phonem-Graphem-Relation behandelt. Aufgrund der Untersuchung werden die sprachlichen Merkmale des ostmitteldeutschen Dialektkreises in seiner schlesischen Tradition festgestellt, die mit den entsprechenden, dem Text entstammenden Beispielen belegt werden.

 

Zu Hodonymen in der Stadt Rzeszów (Reichshof) im Zweiten Weltkrieg

Andrzej FERET

Jagiellonen-Universität Krakau

 

Straßennamen haben nicht nur eine topografisch-räumliche Orientierungsfunktion, sondern spiegeln auch die Geschichte wider und sind ein politisches und kulturelles Instrument. Zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurden in Deutschland Straßen- und Platznamen geändert. Auch in den Städten des Generalgouvernements in Polen wurden im Zweiten Weltkrieg viele Straßen und Plätze umbenannt. Der vorliegende Beitrag bezweckt, zu präsentieren, wie die Straßen und Plätze in Rzeszów (Reichshof) im Zweiten Weltkrieg genannt wurden. Dabei wird versucht, zu ermitteln, welche Tendenzen sich bei den urbanen Bezeichnungen beobachten lassen.

Zur Straßenumbenennung in Radom im Zweiten Weltkrieg

Magdalena FERET

Jan-Kochanowski-Universität in Kielce

 

Die Zielsetzung des vorliegenden Beitrags besteht darin, zu präsentieren, wie die Straßen und Plätze in Radom (Polen) im Zweiten Weltkrieg (im Generalgouvernement) umbenannt wurden. Dabei wird der Versuch unternommen, zu ermitteln, welche Tendenzen sich bei der Umbenennung beobachten lassen. Daher wird auch darauf verwiesen, wie Hodonyme auch in anderen polnischen Städten geändert wurden.

 

Documentation of Jewish-Christian Relations in Eighteenth-Century Germany

David Dowdey

pepperdine University

 

For centuries, the Jewish population of Europe had been subjected to dehumanization. Studies of European history, culture, and religion often assume that anti-Semitism is a specifically Christian phenomenon. At the dawn of the Enlightenment within certain Protestant circles of Germany, however, a gradual process of Rehumanization of the Jews commenced.

            At the threshold of the seventeenth and eighteenth centuries, a heritage of attitudes as old as the Middle Ages prevailed toward Jews. Reproaches like “this godless little mob,” “this wicked, unbelieving sect,” “these blasphemers of Christ,” etc. were still heard. It was thought to be an undisputed fact that Jews had poisoned water wells, profaned the Eucharist, shed children’s blood, and brought on the plague. Even some renowned German authors used the same stereotypes of Jews as were common to printed handbills: the traveling peddler riding on a pig, the greedy trader, or sly merchant of war materials. Hatred of Jews occasionally reached such proportions that they were expelled from provinces. How Jews were to be treated was not so much a function of rights and privileges as it was a function of the whims of an absolutist ruler seeking selfish fiscal gain for the state. Prior to the eighteenth century, Friedrich I began financially and economically integrating the Jews into the monarchy. This continued under the reigns of his successors. Emancipation still lies a long way in the future, yet at the beginning of the eighteenth century Jews in Germany were becoming acquainted with the literature, philosophy, and art of their environment. Much was to happen in the areas of politics, religion, culture, and economics before emancipation occurs.

There were signs that a news age of tolerance and humaneness was beginning to dawn. Professor Wolff in Halle propagated toleration of all religions and churches. Philipp Jakob Spener and Count Zinzendorf — names associated with Pietism — recommended showing more respect toward Jews in order that they may take note of how much the Christians understood their religion. It would be inaccurate — God forbid — to say that all European Christendom or all Protestantism came under the sway of Pietism. Such was not the case. Side by side with Pietism one finds Protestant Orthodoxy, that group especially known for fostering academic relations with the Jews. It cannot be ignored that just prior to the emergence of Pietism there was a strong conviction that the “fullness of times” had come for the Gentiles and thus it was time to expect the conversion of Israel. It seemed a matter of inner necessity to reach the hearts and consciences of the Jews with the Christian Gospel, seeking only what was best for the person. The Pietists sought to use warm and urgent language understandable to the Jews and to show their deep, inner hurt whenever Jews turned their back on the message.

            This presentation, by examining such documents as sermons and other Christian sources from the eighteenth century, endeavors to delineate some of the people involved in Jewish-Christian relations — particularly Johann Heinrich Callenberg —and their means of rehumanizing the Jews.